In eigener Sache

Eine Stelle nicht besetzt, eine Mitarbeiterin im Urlaub, eine weitere im Krankenstand – wenn nur der Chef allein übrigbleibt, dann dreht sich für gewöhnlich kein Rad mehr in der Ortsverwaltung.
So geschehen am Montag, als die Verwaltungsstelle kurzfristig für einen Tag geschlossen werden musste. Weitere Schließungen werden sich bis Weihnachten hoffentlich weitestgehend vermeiden lassen, aber Verzögerungen sind nicht mehr auszuschließen.

Die Kolleginnen auf der Verwaltungsstelle pfeifen sprichwörtlich aus dem letzten Loch. Ganze Aktenstapel können nur nach und nach abgearbeitet werden. Das braucht Zeit außerhalb des Publikumsverkehrs. Doch diese Nacharbeitungszeit wird zunehmend von hochkomplizierten Einzelfällen beansprucht. Beispiele gefällig? Seit 4 Jahren lebt eine iranische Familie in Deutschland. Familienstand offiziell personenstandsrechtlich ungeklärt, weil der Familienstand bei der Anmeldung nicht per Heiratsurkunde hat nachgewiesen werden können. Nun müssen die zwischenzeitlich vorliegenden Urkunden erst einmal übersetzt und dann geklärt werden, was genau Sache ist und ob die Unterlagen in Deutschland überhaupt anerkannt werden. Dazu kommen die üblichen Vorgänge. Hochzeit eines deutschen Staatsangehörigen in Thailand. Doch die thailändische Braut kann nur eine Privatscheidung vorweisen. Privatscheidung? Gibt es so was? Ja, gibt es! Zum Beispiel in Thailand eben. Doch die vorgelegten Unterlagen wollen eingehend geprüft und beurkundet werden, damit dem Deutschen ein Ehefähigkeitszeugnis für Thailand ausgestellt werden kann.
Unter gehörigem Zeitdruck versteht sich, denn der Flieger zur Hochzeit ist längst gebucht.

Dazu kommen Anmeldungen von Personen mit palästinensischer Volkzugehörigkeit. Nun wird Palästina aber von der Bundesrepublik Deutschland nicht als souveräner Staat anerkannt. Trotzdem muss der- oder diejenige natürlich polizeilich angemeldet werden. Kriegt man auch hin. Braucht halt Zeit! Während sich die Besucher im Foyer drängeln, müht sich die letzte verbliebene Mitarbeiterin ab, nicht unterzugehen.

Und deshalb, liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, bitten wir in eigener Sache um Verständnis, wenn sich manche Fragen bis zu ihrer Beantwortung etwas hinziehen. Wir jammern keineswegs! Wir tun, was wir können. Aber derzeit laufen wir auf Grund!

Dabei haben wir Zusatzaufgaben wie „OB vor Ort“, verschiedene innerörtliche Großbaustellen, Vor- und Nachbereitung von Sitzungen, Umgang mit Flüchtlingen, Trauungen, Reden, Ehrungen und viele andere durchaus wichtige Themen noch gar nicht erwähnt. Das tut auch nichts zur Sache! Wir arbeiten alles ab! Versprochen! Wir bitten nur um Verständnis und vor allen Dingen um etwas Zeit!
 
Andreas Gastgeb, Ortsvorsteher