Nahversorgung

Schwere Zeiten erleben wir gerade in so gut wie allen Bereichen unseres Zusammenlebens. Und obwohl es sicher nicht richtig ist, die Vergangenheit in allzu rosaroten Farben zu malen, kommt schon ein bisschen Wehmut auf, wenn man die Hauptstraße entlangschlendert. Gasthaus „Ochsen“ - weg. Personalbesetzte Banken - weg. Vollversorger (ehemals Stradinger, Sommer, Feil, zuletzt Notversorger Schlecker) - weg. Einzelhandelsgeschäft Halter - weg. Metzgerei Wirth, danach Nothwang - weg. Holfladengeschäft Biolandbetrieb Lang - weg. Türkischer Gemüsehändler - weg. Gaststätte „Linde“ - Dauerwechsel. Einzig Bäcker, Schreibwarenladen, Blumenhändler und Weltladen halten sich hartnäckig. Das Hofladengeschäft Sommer wird die Öffnungszeiten reduzieren, weil sich unter der Woche am späten Vormittag und frühen Nachmittag einfach zu wenige Kunden einfinden. Die Gründe für die Veränderungen der Ladengeschäftszeile in der Hauptstraße sind vielfältig. Besonders bei den Einzelhändlern schlagen höhere Verkaufspreise im Vergleich zu den großen Ketten brutal durch. Und auch wenn der online-Handel bei der täglichen Grundversorgung eine kleinere Rolle spielen dürfte, auch das Einkaufsverhalten im weltweiten Netz trägt seinen Teil zur schwierigen Situation des Einzelhandels bei. Noch kann Obereisesheim auf eine einigermaßen intakte Hauptstraße verweisen. Doch die gewaltigen Schwierigkeiten bei einer Neuverpachtung der leerstehenden Metzgereifiliale zeigen, wenn eine Einwohnerschaft - aus welchen durchaus nachvollziehbaren Gründen auch immer – nicht oder zu wenig im eigenen Ort einkaufen geht, dann sind dauerhafte Leerstände vorprogrammiert. Die will niemand, die sind aber nur mit einem verlässlichen Umsatz zu vermeiden. So lange wie beim Hofladen Sommer „nur“ Öffnungszeiten reduziert werden, mag das noch angehen. Doch einen weiteren Leerstand kann sich unser Ort auf Dauer nicht leisten. Das macht nicht nur die Hauptstraße unattraktiv, das kann durchaus auch auf die anderen Ladengeschäfte übergreifen. Schließlich macht der gesunde Mix einen unterhaltsamen Einkaufsbummel für die Kundschaft und ein auskömmliches Geschäft für die Händler aus. Hinterfragen Sie doch einmal Ihr eigenes Einkaufsverhalten. Ließe sich nicht tatsächlich mehr vor Ort erledigen?
 
Andreas Gastgeb