Wo früher geparkt wurde, tummeln sich jetzt Wildbienen, Schmetterlinge und Eidechsen

Die Projektverantwortlichen stehen inmitten von Wildblumen auf dem renaturierten Interimsparkplatz "AQUAtoll".
Beim Besuch des renaturierten Interimsparkplatzes „AQUAtoll“: (v. li.) Martin Klatt, Günter Glaser, Horst Schulz, Reiner Denninger, Sibille Wersching und Ulrike Lorenz. (Foto: NABU/Katja Wörner)    

Der renaturierte Interimsparkplatz „AQUAtoll“ am Wilfenseeweg hat sich in ein blühendes Biotop verwandelt. Wo früher Autos auf der Schotterfläche parkten, gedeihen jetzt Wildpflanzen. Die Projektverantwortlichen der Stadt Neckarsulm und des NABU Baden-Württemberg besuchten diese und weitere insektenfreundliche Grünflächen in Neckarsulm. Zu der Expertenrunde gehörten Günter Glaser, Leiter des Grünbereichs beim städtischen Bauhof, Reiner Denninger und Ulrike Lorenz vom Amt für Stadtentwicklung und Baurecht, Martin Klatt und Katja Wörner vom NABU Baden-Württemberg sowie Horst Schulz und Sibille Wersching von der NABU-Gruppe Bad Friedrichshall. Die Stadt Neckarsulm hat 2020 mit dem NABU-Projekt „Natur nah dran“ drei Standorte insektenfreundlich umgestaltet.

Zwei der damals angelegten Flächen werden wieder als konventionelle Rasenfläche gepflegt, weil durch den dortigen großen Nährstoffreichtum keine blumenreichen Wiesen entstanden sind. Die dritte Fläche ist aber ein wertvoller Lebensraum geworden. Günter Glaser berichtet von den Erfahrungen mit den naturnahen Flächen: „Wir haben verschiedene Strategien ausprobiert. Das gewünschte Ergebnis haben wir nur auf dem ehemaligen Interimsparkplatz des Aquatolls erzielt.“ Dort wurde der vorhandene Schotter genutzt, um einen nährstoffarmen Wildpflanzen-Standort anzulegen – mit Erfolg.

„Hier gibt es viele besondere Insekten zu entdecken. Schachbrettfalter, Hauhechel-Bläuling und jede Menge Wildbienen“, freut sich NABU-Projektleiter Martin Klatt. „Einige Wildpflanzen sind jetzt schon verblüht. Aber Natternkopf, Kartäuser-Nelke, Königskerze und Witwenblumen bieten den Insekten immer noch einen reich gedeckten Tisch. Es lohnt sich, mit etwas Zeit zum Beobachten herzukommen“, so Klatt weiter. 

Neben den blühenden Wildpflanzen gibt es Totholz, Steinhaufen und Sand als Nist-Orte für Insekten und Reptilien. Mit der Umgestaltung dieses etwa 5000 Quadratmeter großen Areals zeigt die Stadt Neckarsulm bemerkenswertes Engagement für die Artenvielfalt. Die anderen beiden Standorte am Klostergraben und im Wohngebiet Neuberg wurden seinerzeit weniger aufwändig angelegt. „Was funktioniert und was nicht, ist von Standort zu Standort unterschiedlich. Weil hier in Neckarsulm die Böden so nährstoffreich sind, haben artenreiche Blumenwiesen es schwerer“, erläutert Klatt. „Es ist schön zu sehen, dass die Stadt deshalb dem naturnahen Grün nicht den Rücken kehrt, sondern das bewährte Konzept vom Interimsparkplatz wiederholen möchte.“

Auch am Klostergraben seien die Wildpflanzen noch nicht verloren. Während des Besuchs blühten der Natternkopf, Schafgarbe, die Wegwarte und Wilde Karden, während Erdhummeln und Steinhummeln beim Blütenbesuch zu sehen waren. Mit kleinen Umstellungen beim Mähen kann im Randbereich an der ehemaligen Stadtmauer ein Wildstauden-Saum als neues Insekten-Refugium entstehen.

Info: Für Interessierte bieten Günter Glaser, Ulrike Lorenz und Horst Schulz am Freitag, 9. August, um 17 Uhr eine öffentliche Führung auf dem Interimsparkplatz „AQUAtoll“ an. Dabei geht es um das Thema „Blumenwiese ist nicht gleich Blumenwiese – die feinen und kleinen Unterschiede zwischen einer einjährigen Blumenwiese und einer mehrjährigen ökologischen Blumenwiese“. Parkplätze stehen beim AQUAtoll Sportbad zur Verfügung. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen an der Führung teilzunehmen.