Neckarsulmer Stadtschultheiß und Ehrenbürger starb vor 75 Jahren

Historische Porträtaufnahme von Johannes Häußler
Der frühere Bürgermeister und Ehrenbürger der Stadt Neckarsulm, Johannes Häußler. (Foto: Stadtarchiv) 

Am 16. September 1949 – vor 75 Jahren – starb Johannes Häußler, langjähriger Stadtschultheiß und Ehrenbürger Neckarsulms. Ein kurzer Einblick in sein Leben soll erinnern an eine Person, die Neckarsulm geprägt hat.

Johannes Häußler wurde am 24. November 1879 in Arnegg bei Ulm als Sohn des dortigen langjährigen Schultheißen Franz Xaver Häußler und der Lehrerstochter Maria Anna Gertis geboren.

Nach seiner Schulbildung erlernte er – dem Wunsch seiner Mutter folgend – zunächst den Lehrerberuf, den er allerdings rasch wieder aufgab, und begann 1894 mit seiner Verwaltungslaufbahn. Auf die Prüfung für den Verwaltungsdienst bereitete er sich autodidaktisch vor und bestand sie mit gutem Erfolg. Im Alter von 22 Jahren wurde er Assistent des Schultheißen von Steinbach bei Schwäbisch Hall, 1904 Assistent im Oberamt Göppingen und 1906 Oberamtssekretär in Ravensburg. Am 16. Oktober 1907 heiratete Häußler Antonie Merkle, aus ihrer Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor.

1913 bewarb Johannes Häußler sich auf die Stelle des Stadtschultheißen in Neckarsulm und setzte sich gegen 15 andere Kandidaten durch. Am Tag seiner Amtseinsetzung, dem 5. November 1913, weihte er das neue Städtische Krankenhaus (am Standort der heutigen Ballei) ein. Trotz der schwierigen Zeit seiner Amtszeit – geprägt durch den Ersten Weltkrieg, die Jahre der Weimarer Republik und später den Zweiten Weltkrieg – konnte Häußler durch verschiedene Projekte die Infrastruktur der Stadt verbessern, darunter Kanalisation, Gas- und Wasserversorgung, der Bau des Neckarkanals, die Entwicklung des Industriegeländes. Ihm lag dabei das Wohl der Stadt und der Menschen am Herzen: Mit der Gründung der Heimstättengenossenschaft 1917 setzten sich Häußler und andere für die Verbesserung der Wohnsituation ein, es entstand die Siedlung auf der Viktorshöhe.

Nach zehn Jahren Amtszeit wurde Johannes Häußler 1923 mit 99,8 Prozent der abgegebenen Stimmen wiedergewählt und führte seine erfolgreiche Arbeit weiter. 1925 wurde die Karlsschule eingeweiht, die später seinen Namen erhielt. 1930 erhielt sein Beruf eine neue Bezeichnung: Er war nicht länger Stadtschultheiß, sondern ab jetzt Bürgermeister.

Der Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 wurde für Häußler zur Zäsur: Er konnte zwar trotz der Ablehnung durch die NSDAP im Amt bleiben – er galt als hervorragender Verwaltungsfachmann, und die NSDAP konnte sich nicht auf einen anderen Bürgermeister einigen. Die Kämpfe mit der NSDAP, Hetzkampagnen in der Zeitung, ein tätlicher Angriff und Haftandrohung zerrütteten jedoch Häußlers Gesundheit. 1941 wurde seinem Entlassungsgesuch stattgegeben.  

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er im Juni 1945 wieder als Bürgermeister eingesetzt, musste im Rahmen seines Spruchkammerverfahrens sein Amt aber von Oktober 1945 bis Mai 1946 ruhen lassen – in dieser Zeit übernahm Hermann Greiner, ebenfalls Ehrenbürger und Namensgeber einer Neckarsulmer Schule, die Amtsgeschäfte.

Häußlers Hauptanliegen nach 1945 waren der Wiederaufbau der zerstörten Stadt, die Beseitigung der Wohnungsnot und der „innere Wiederaufbau“ vor allem der Jugendlichen. Im März 1948 kandidierten dann beide, Johannes Häußler und Hermann Greiner, für das Amt des Bürgermeisters, wobei Greiner unterlag. Johannes Häußler musste aufgrund seiner zerrütteten Gesundheit sein Amt schon 1949 wieder aufgeben und wurde zum Abschied zum Ehrenbürger der Stadt ernannt sowie Namensgeber der Johannes-Häußler-Schule. Kurz darauf starb er am 16. September 1949. (Vera Kreutzmann)

(Erstellt am 18. September 2024)